Zwischen 1985 und 2005 habe ich einige Aktenordner voller Negativfilme sowie zahlreiche Kisten mit Dias angehäuft. Danach begann bei mir langsam aber sicher das Zeitalter der digitalen Fotografie. Die alten Aufnahmen haben aber nicht nur Erinnerungswert für mich, sie gehören teilweise auch zur Zeitgeschichte. Daher möchte ich diese Aufnahmen einerseits retten aber auch als digitale Kopie bewahren. Dafür stehen inzwischen gleich mehrere Möglichkeiten bereit:
Dia- und Negativ-Scanner
Diese Spezial-Geräte sind meist sehr teuer (400 Euro und mehr), stellen dann aber sehr gute Digitalkopien des analogen Filmmaterials her. Sie scannen oft nur Negative oder Positive, Auflichtvorlagen beherrschen sie meist nicht. Und je nach Auflösung kann ein Scan leicht mehrere Minuten dauern - eher ungünstgig, wenn man viele Aufnahmen digitalisieren will. Hinter diesem Amazon-Link findet sich ein Modell aus dieser Geräteklasse.
Digital Film Scanner
Die Preise dieser Geräte liegen zwischen 50 Euro und 150 Euro. Sie arbeiten eher wie eine Kamera. Negative oder Dias tasten sie nicht langwierig zeilenweise ab sondern nehmen das Bild per Kamerasensor in wenigen Augenblicken auf. Oft besitzen die Geräte zur Voransicht und Ausrichtung außerdem einen kleinen Bildschirm und lassen sich so auch ohne Computer bedienen.
Die damit entstandenen digitalen Kopien sind jedoch oft sehr schwammig und wenig detailreich. Für Internet reichen aber sie aber meist aus. Sie taugen jedoch nicht für die digitale Langzeitarchivierung oder als Ausgangspunkt fürs digitale Remastern der Aufnahmen.
Mittels Digitalkamera digitalisieren
Es liegt nahe, das analoge Filmmaterial mit Digitalkameras zu digitalisieren. Oft sind diese bereits vorhanden, sodass dafür schon mal keine Extrakosten anfallen. Anders als die genannten Scanner müssen die Kameras nach der Digitalisierung nicht in den Schrank wandern und auf den nächsten Einsatz warten. Sie taugen schließlich auch für herkömmliche Fotografie.
Das 105mm-Makro-Objektiv taugt für viele Einsatzzwecke, sodass sich Investition meist bezahlt macht.
Aber nicht jede Digitalkamera ist dieser Aufgabe auch gewachsen: Besitzt das Gerät kein Makro-Objektiv, lassen sich Dias und Negative nicht format- bzw. sensorfüllend repoduzieren. Außerdem sollte die Kamera Belichtungszeit, Blende und Sensor-Empfindlichkeit manuell einstellen können, was das Feld wiederrum verkleinert. Im Netz finden sich auch Anleitungen, wie man mittels einfacher Aufbauten auch Handys für diese Aufgaben einsetzen kann.
Hier will ich aber nur berichten, wie ich mit schon älteren digitalen Spiegelreflexkameras und passenden Objektiven analoge Negativ- und Diafilme digitalisiere. Andere Geräte oder Methoden streife ich nur oder habe habe sie praktisch ausgeschlossen, da sie nicht meinen weniger hohen Qualitätsanforderungen gerecht werden. Oder ich fand sie bereits in meinen Vorüberlegungen derartige unbrauchbar und unparktikabel, dass ich sie erst gar nicht ausprobiert habe. Dazu zählen etwa Versuche mit Kompakt- oder Handy-Kameras.
Hardware
Zusätzlich zur Kamera braucht man ein Stativ. Es hält die Kamera ruhig und fixiert ihre Position. Dabei muss es sich nicht um ein spezielles Repro-Stativ handeln. Bei normalen Dreibein-Stativen ist lediglich die anfängliche Ausrichtung aufwendiger.
Hat man bereits einen Makro-Schlitten oder scheut dessen Anschaffung nicht, kann man sich auch eine eigene Stativ-Konstruktion bauen. Bei mir besteht diese aus zwei Regalbretter und mehreren Bohrungen sowie einer Klemme, um das ganze am Tisch zu fixieren (Laubsägezwinge). Der Makro-Schlitten wird mit einer handelsüblichen 1/4 Zoll Kamera-Schraube am Basisbrett meiner Konstruktion befestigt.
Desweiteren nutze ich für Negative und Dias eine Durchlicht-Einheit eines alten Scanners. Diese dürfte inzwischen gut 20 Jahre alt, verrichtet aber als Leuchttischchen oder eben als Hintergrundbeleuchtung für die Reproduktion noch immer ihren Dienst. Je nach Format des Ausgangsmaterials setze ich fertige Negativ-Schienen oder selbstgebaute Halter ein, die ich etwa aus Lego-Platten improvisiert habe.
Für die Aufnahmen empfiehlt sich ein Fernauslöser - je nach Modell etwa per Kabel oder Infrarot. Man vermeidet damit lässtiges Wackeln. Besitz man nichts dergleichen, kann man mit dem Zeitauslöser der Kamera die Aufnahme starten.
Am liebsten steuere ich die Kamera vom Notebook per USB-Kabel aus: Zusätzlich werden die Aufnahmen dabei gleich auf den Computer geladen - umkopieren von SD-Card entfällt.
Für die Fernsteuerung kann man entweder die vom Hersteller mitgelieferte Software einsetzen, die aber meist nur für Windows und MacOS bereitsteht. Nutzt man Linux setzt man auf das Open-Source-Produkt Entangle, das vergleichbares leistet sowie einige Extras wie etwa Automatiserung mitbringt.